Gestern, am Dienstag, den 21. September 2021, wurde die Ausstellung „Einige waren Nachbarn – Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ des United States Holocaust Memorial Museum in der Gedenkstätte KZ Osthofen eröffnet.
Zum ersten Mal wurde diese Ausstellung in Deutschland am 27. Januar 2019 im deutschen Bundestag gezeigt. Nun ist sie mit einer regionalen Erweiterung bis zum 21. Dezember 2021 in Osthofen zu sehen. Die Schirmherrschaft für diese Ausstellung hat die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig übernommen, die auch zur Eröffnung nach Osthofen kam.
Dort wies sie in ihrem Grußwort vor allem auf die regionalgeschichtlichen Zugänge der Ausstellung hin, die dieses komplexe Thema gerade für Schüler*innen anschaulicher gestalten. Dies untermauere auch die Konzeption mit zahlreichen Fotografien. So galt ihr großer Dank dem pädagogischen Dienst der Gedenkstätte KZ Osthofen, die die Ausstellung um regionale Beispiele erweitert und zugleich pädagogisches Begleitmaterial konzipiert hat.
Aufgrund der Einschränkungen der Corona-Pandemie war es leider nicht möglich, dass die Direktorin und Mitarbeiter*innen des United States Holocaust Memorial Museums nach Osthofen reisten, um die Ausstellung gemeinsam zu eröffnen. Doch die Direktorin Sara J. Bloomfield wandte sich mit einer Videobotschaft an die Besucher*innen. Darin machte sie deutlich, dass es ihnen mit dieser Ausstellung um die Frage nach persönlichen Einflussmöglichkeiten sowie der Gestaltung einer besseren Zukunft ginge.
Die Vorsitzende des Fördervereins Projekt Osthofen e. V., Waltraud Werner, schilderte ihre Eindrücke der Ausstellung, die auf bewegende Art und Weise scheinbaren Alltag und doch ständigen Ausnahmezustand ausgegrenzter und verfolgter Menschen im Nationalsozialismus zeige. Ziel sei es, aufzuzeigen, dass Faschismus nicht nur weit weg, sondern eben auch vor der eigenen Haustür stattfand.
Das zuvor in sämtlichen Grußworten hochgelobte Team des pädagogischen Dienstes der Gedenkstätte KZ Osthofen führte anschließend in die Ausstellung ein. Annika Heinze, Christina Hendrich und Martina Ruppert-Kelly machten deutlich, dass ihre Arbeit von der Begegnung und der Arbeit vor Ort lebe, so sei es auch mit dem direkten Diskurs bei dieser Ausstellung. „Einige waren Nachbarn – Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ sei eine Ausstellung, die dem Transfer in die Gegenwart diene. Die Frage wie es zu den Verbrechen des Nationalsozialismus kommen konnte, könne man nicht beantworten, auch diese Ausstellung nicht. Doch sie wirft die Frage nach Handlungsoptionen auf, nicht nur mit Blick in die Geschichte, sondern zugleich auch für die Gegenwart und für jede*n Einzelne*n. Die Ausstellung biete eine Alltagsperspektive auf Europa und Rheinland-Pfalz, so richte sich der Blick in der regionalen Erweiterung auf Nachbarn in der Region: von Täter*innen, Mitläufer*innen und Widerständler*innen.
Umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung mit szenischen Lesungen von Abiturientinnen des Gymnasiums Nackenheim unter der Leitung von Katharina Kaiser. Eindrucksvoll verliehen sie den Erinnerungen Sara Lehmanns, Walter Grünfelds und Heinz Alexanders Stimmen. Verbunden waren die Lesungen mit Fragen, die zum Nachdenken anregten: Wie wurden aus Freunden Feinde? Wer hat mitgemacht, wer hat zugesehen, wer hat weggeschaut?
Hier geht es zu näheren Informationen auf der Homepage der Gedenkstätte KZ Osthofen.