Am 2. März fand im Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz ein Vortrag zu den Dimensionen des Völkermordes an den Sinti* und Roma* statt. Diese Veranstaltung war Teil der Themenwochen gegen Antiziganismus und fand in Kooperation mit der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg und dem Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Rheinland-Pfalz statt.
Zunächst stellte Andra Draghiciu, Projektmitarbeiterin bei der Melde- und Informationsstelle Antiziganismus in Rheinland-Pfalz (MIA RLP) diese neu geschaffene Stelle vor. Der Verband Deutscher Sinti und Roma – Landesverband Rheinland-Pfalz eröffnete damit die erste Monitoringstelle für Antiziganismus in Rheinland-Pfalz. Antiziganistische Übergriffe können verschiedene Formen annehmen und es ist wichtig, Betroffenen eine Plattform zu bieten, auf der sie diese melden können und darüber hinaus auch Hilfe bekommen können, was sie sonst noch tun können. Des Weiteren bietet diese Meldestelle nun erstmals die Chance, solche Überfälle zu erfassen und gibt so einen Überblick, wie verbreitet antiziganistische Übergriffe sind und welche Entwicklungen sich über eine längere Zeit hinweg erkennen lassen. Gerade weil viele Menschen nicht ernstgenommen werden, wenn Übergriffe nicht strafrechtlich verfolgt werden können und sie diese deshalb oft nicht anzeigen, ist es wichtig, eine zentrale und regionale Meldestelle zu haben, die auch diese erfasst.
Anschließend begann der Vortrag von Dr. Karola Fings, Expertin und Mitarbeiterin bei der Forschungsstelle Antiziganismus in Heidelberg. Darin beschäftigte sie sich mit der Ausgrenzung, Entrechtung, Verfolgung und schlussendlich Ermordung von Sinti* und Roma* im Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz. Sie forscht nun schon seit über 30 Jahren zu dem Thema und gab Einblicke in verschiedene Verfolgungsbiografien. Ab 1933 wurden Sinti* und Roma* aus dem beruflichen wie gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt. Auch wenn es schon vor der NS-Zeit ähnliche Ausgrenzungsmechanismen gab, wurden sie doch durch die Entrechtung, Zwangssterilisation und Verschleppung in Konzentrations- und Vernichtungslager durch die Nationalsozialisten beispiellos. Auch die Nachkriegszeit wurde beleuchtet, indem die Referentin den schwierigen Kampf der Betroffenen um Wiedergutmachung oder gar Anerkennung der Verbrechen als an den Sinti* und Roma* als Völkermord aufzeigte.
Die anschließende Diskussion der rund 20 Besuchenden war sehr lebhaft und es wurden viele spannende Fragen gestellt. Vielen Dank an Dr. Karola Fings für den spannenden Vortrag und an alle Kooperationspartner*innen.