Mit Urkunde vom 16.Dezember 2022 hat Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier auf Vorschlag von Ministerpräsidentin Malu Dreyer Reiner Engelmann mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Wir gratulieren ihm ganz herzlich und freuen uns, dass wir mit ihm gemeinsam im Anschluss an die Verleihung bei uns im Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz feiern durften.
Am 3. Mai 2023 hatten wir die Ehre, bei dieser Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Reiner Engelmann durch den rheinland-pfälzischen Gesundheits- und Wissenschaftsminister Clemens Hoch mit anwesend zu sein. Vorgeschlagen wurde Reiner Engelmann durch den Vorsitzenden unserer Stiftung „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz“. In der Vorschlagsbegründung, die auch Minister Clemens Hoch bei der Verleihung nochmals verlas, heißt es: „Selten habe ich […] einen so engagierten und gerade in der Arbeit mit Jugendlichen so nachhaltig wirkenden Menschen wie Reiner Engelmann kennengelernt.“ Weiter zitierte Clemens Hoch in seiner Rede aus der Vorschlagsbegründung der Ministerpräsidentin an das Bundespräsidialamt:
„Nach dem Studium der Sozialpädagogik war Reiner Engelmann im Schuldienst vor allem an Förderschulen tätig, wo er sich insbesondere in den Bereichen der Leseförderung, der Gewaltprävention und der Kinder- und Menschenrechtsbildung stark machte. So richtete er an der Förderschule, an der er als Sozialpädagoge arbeitete, eine Bibliothek ein und ermöglichte damit gerade diesen Schülerinnen und Schülern einen Zugang zur Literatur. Neben seiner beruflichen Tätigkeit im Schuldienst ist Herr Engelmann ein renommierter Jugendbuchautor, der inzwischen fast 40 Bücher zu gesellschaftlichen Brennpunktthemen verfasst hat. Einige seiner u.a. auch preisgekrönten Werke gehören inzwischen zum Lektürekanon an Schulen. Schwerpunktthemen sind der Holocaust und die Menschenrechte. Einige seiner Bücher wurden in verschiedene Sprachen übersetzt.
Des Weiteren organisiert Herr Engelmann bis heute auch Studienfahrten für Lernende und Lehrende nach Auschwitz sowie Zeitzeugenveranstaltungen an Schulen, die stets getragen sind von seiner ausgeprägten pädagogischen und fachlichen Kompetenz.
Auch mit seinem Einsatz für Amnesty International – wo er seit seinem 17. Lebensjahr Mitglied ist – und als Mitwirkender des Netzwerkes „Demokratie lernen und leben“ hat sich Herr Engelmann bleibende Verdienste erworben.
Das engagierte Wirken von Herrn Engelmann ist anerkennenswert und rechtfertigt die Auszeichnung mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.“
Minister Clemens Hoch würdigte Reiner Engelmann vor allem für seine historischen Recherchen und die unzähligen Gespräche, die der Autor mit Holocaustüberlebenden geführt hat. Dass Reiner Engelmann diesen Menschen zugehört habe, zeige, wie viel Vertrauen ihm von den Zeitzeug*innen geschenkt werde. Dies zeuge von einem Menschen, „der sehr viel Empathie und Fingerspitzengefühl besitzt. Und dass die vielen schlimmen Schilderungen der NS-Gräuel [Reiner Engelmann] nicht haben erstarren, sondern aktiv werden lassen, von einem Menschen, der sehr viel Haltung und Stärke in sich trägt.“
Durch die Verarbeitung der Lebensgeschichten der Holocaustüberlebenden in Büchern, die sich vor allem auch an junge Leser*innen richten, habe er es geschafft, dem Wunsch der Zeitzeug*innen gerecht zu werden: Die kommenden Generationen dürfen nie vergessen, was geschehen ist.
Reiner Engelmann wurde 1952 in Völkenroth geboren. Nach dem Studium der Sozialpädagogik war er im Schuldienst insbesondere an Förderschulen tätig. Hier engagierte er sich vor allem in den Bereichen der Leseförderung, der Gewaltprävention und der Kinder- und Menschenrechtsbildung. In seiner Dankesrede gab Reiner Engelmann auch Einblick in seine Zeit im Schuldienst: „Wir haben die Schule geöffnet – haben in der Stadt geschaut, wo Geschichte stattgefunden hat, wir sind nach Osthofen gefahren, haben Zeitzeugen an die Schule eingeladen, haben Gedenktage begangen und sind schließlich waren wir auch in Auschwitz. Ich konnte und wollte sie nicht abspeisen mit hohlen Phrasen wie „Nie wieder“ oder „niemals vergessen“ und ein paar Jahreszahlen für den nächsten Test. Sie waren neugierig, wollten wissen, was damals geschehen ist. Dieser Herausforderung habe ich mich gestellt. Ich wollte und will ihnen in die Augen schauen können, wenn sie Fragen nach der Vergangenheit haben und welche Konsequenzen wir heute daraus ziehen müssen.“ Der Ort Auschwitz habe ihn nie losgelassen: „An den Verbrechen, die dort geschehen sind, lässt sich nichts mehr ändern. Der Ort muss uns aber eine Mahnung sein. Der italienische Schriftsteller und Holocaustüberlebende Primo Levi hat gesagt: ‚Es ist passiert, also kann es wieder passieren. Das ist der Kern dessen, was wir zu sagen haben. Es kann passieren und es kann überall passieren.‘ Dass es sich nicht noch einmal wiederholt, das ist das Anliegen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und es ist auch meines.“ Dr. Tobias Winstel, verlegerischer Geschäftsführer der Penguin Random House Verlagsgruppe, bezeichnete Reiner Engelmann in seiner Laudation so auch als „Erinnerungsarbeiter“. Er führte aus: „Es ist gut zu wissen: Selbst wenn die Zeitzeugen verstummen, werden die Bücher von Reiner Engelmann weitersprechen. Denn mit dem Aufschreiben der Geschichten von Zeitzeugen wurde Reiner Engelmann nicht zu einem bloßen Chronisten, sondern gewissermaßen selbst zum Zeitzeugen.“