Der Terrorkrieg der Hamas gegen Israel seit dem 7. Oktober 2023 hat mit seinen Raketenangriffen, dem Massaker an der Zivilbevölkerung und den Geiselnahmen nicht nur das Leben der Menschen in Israel und in der Folge auch im Gazastreifen grundlegend und gewaltsam verändert. Die israelfeindlichen und antisemitischen Demonstrationen und die Gefährdung jüdischer Einrichtungen in vielen Städten auch hier in Deutschland macht deutlich, dass es den Terroristen nicht allein um Israel geht, sondern dass durch gezielte Hetzkampagnen und weltweite „Solidaritätskampagnen“, die oft nur oberflächlich der palästinensischen Bevölkerung gelten, letztlich aber das Geschäft der terroristischen Vereinigungen wie Hamas und Hisbollah betreiben, jüdisches Leben überall in Frage gestellt werden soll.
85 Jahre nach dem vom NS-Regime aber auch von Deutschen mitten unter uns – auch in Mainz – begangenen Pogrom vom 9./10. November 1938 muss es uns beschämen, dass jüdische Menschen, ihre Synagogen und Schulen und ihr Alltagsleben erneut bedroht sind. Viele, die in ihren Familien Opfer der Shoah zu beklagen haben, fühlen sich an die schlimme Zeit des Nationalsozialismus erinnert; einige sitzen bereits „auf gepackten Koffern“, sind aber aufgrund der Situation in Israel ohne sicheren Zufluchtsort.
In dieser Situation ist es gut, dass die Bundesregierung und die Repräsentanten unserer parlamentarischen Demokratie aber auch eine Vielzahl von Menschen ihre Solidarität öffentlich klar und unmissverständlich zum Ausdruck bringen und die Sicherheitsorgane durch entsprechende Maßnahmen alles versuchen, um den Schutz jüdischer Einrichtungen und Menschen zu gewährleisten. Aber hier sind wir alle, wenn wir es ernst meinen mit unserem Eintreten für eine lebendige Erinnerungskultur und eine offene vielfältige Demokratie, gefordert ein Zeichen zu setzen.
Wir können das tun, indem wir uns beteiligen wie kürzlich an der Solidaritätskundgebung vom 11. Oktober vor dem Mainzer Stadthaus oder
- durch die Beteiligung an der Gedenkveranstaltung in der Neuen Synagoge Mainz am 9. November ab 16.00 Uhr
- durch die Beteiligung an den nachfolgend noch einmal genannten Veranstaltungen z. B. im Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz
- durch mutigen Widerspruch gegen alle verbalen und anderen Formen des Antisemitismus, gleich welcher Provenienz in unserem Alltag
- durch die sensible Wahrnehmung von Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung und den Widerspruch gegen Hass und Hetze auf den Straßen und im Internet
- durch eigene Präventionsarbeit gerade im Bildungsbereich und durch die Beteiligung an Informationsveranstaltungen, Workshops etc,, die jetzt schon und in Kürze durch ein gemeinschaftliches Angebot eines Bündnisses der Bildungseinrichtungen in Rheinland-Pfalz angeboten werden, an dem sich auch das Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz durch eigene Angebote beteiligen wird.
Lassen Sie uns an dieser Stelle noch einmal einen kurzen Blick zurück auf die Ereignisse des 9./10. November 1938 in Mainz werfen:
„Als ich die Hindenburgstraße erreichte, war die Straße voll von Menschen, darunter viele Schüler; die Mainzer Schüler hatten schulfrei. […] Die gesamte Schuleinrichtung lag zertrümmert auf der Straße. Die großen Fenster der Hauptsynagoge waren zerborsten, im Innern wütete ein mächtiges Feuer, die Thorarollen lagen ausgerollt, zerrissen und zertreten auf der Hindenburgstraße. In der Josefstraße stand einsam ein Feuerwehrauto, einige Feuerwehrmänner standen auf der ausgefahrenen Drehleiter und entfernten den Davidstern von der Kuppel der Synagoge.“
So erinnert sich Helmut Grünfeld, jüdischer Mainzer im Juli 1988 an die Ereignisse am 10. November in Mainz. Sein Bericht, wie ähnliche Erinnerungen anderer Zeitzeug*innen, verdeutlicht, dass die Zerstörung vor aller Augen in der Öffentlichkeit stattfand und dass sich niemand dem wütenden Mob, meist angeführt von SA-Führern oder NSDAP-Funktionären in Uniform oder Zivil, in den Weg stellte.
[Artikel Mainzer Vierteljahreshefte 2018/4]
In diesem Zusammenhang weisen wir noch einmal auf unsere themenbezogenen Veranstaltungen im November hin und laden Sie und alle Interessierten herzlich hierzu ein. Bitte melden Sie sich formlos kurz über die angegebene Adresse an: info@haus-des-erinnerns-mainz.de
Das vollständige Programm der Mainzer SchUM-Kulturtage finden Sie zum download unter dem folgenden Link.
Unsere Bildungsangebote finden Sie unter dem folgenden Link.