Nachbericht: Buchvorstellung des dritten Bandes unserer Schriftenreihe „Erinnerungskultur und Demokratie“


Am 22. Januar war es soweit und wir konnten bereits den dritten Band unserer Schriftenreihe „Erinnerungskultur und Demokratie“ präsentieren. Die Vorstellung des neuen Buches mit dem Titel „Erinnerungskultur im Wandel – neue Herausforderungen und Wege des Lernens und Arbeitens in Gedenkstätten“ fand bei uns im Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz statt und stieß auf großes Interesse.

Zunächst begrüßte Henrik Drechsler, Referent für Bildung und Gedenkstättenfahrten, die rund 45 Besuchenden und bedankte sich bei allen Kooperationspartner*innen, wie Silke Schneider vom Wochenschau Verlag und der Grafikerin Petra Louis. Der Dank galt auch der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, die durch ihre Förderung die Drucklegung dieser Publikation ermöglichte. Kathrin Künstler, Referatsleiterin der LpB, ging in ihrem Grußwort ebenfalls auf einige der Beiträge besonders ein. in Von den 13 Beiträgen unterschiedlicher Autor*innen wurde auf zwei Beiträge im Laufe des Abends genauer eingegangen. Dafür begrüßte Henrik Drechsler den anwesenden Dr. Walter Rummel als einen der Autor*innen des Bandes sowie den Zeitzeugen Peter E. Kalb, der im ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess die Opferzeug*innen betreut hatte. Auch der Vorsitzende unserer Stiftung „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz“, Hans Berkessel, dessen Interview mit Peter E. Kalb über den Auschwitz-Prozess ebenfalls in Band 3 abgedruckt ist, wurde begrüßt.

Dr. Walter Rummel, Lehrbeauftragter für NS-Polizeigeschichte an der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz und ehemaliger Leiter des Landesarchivs Speyer, führte im ersten Vortrag des Abends genauer in seinen Beitrag „Resilienz gegen Rechtsextremismus: Demokratisch-rechtsstaatliche Wertekompetenz und Menschenrechtsbildung in der Ausbildung der Polizei“ ein zog dabei wichtige aktuelle Bezüge. Besonders die aktuelle rechtsextreme Radikalisierung und wie geschichtliche Ereignisse zum Teil verharmlost oder auch relativiert werden, nahm er dabei in den Blick. Außerdem führte er auf, dass sich der geschichts- und politikwissenschaftliche Unterricht verändern müsse, damit man den aktuellen Entwicklungen entgegenwirken könne. Zusätzlich stellte er einige Fragen in den Raum, wie zum Beispiel diejenigen Menschen erreicht werden können, die erst gar nicht erreicht werden wollen. Die wichtigsten Zielgruppen der politischen Bildung seien demnach unter anderem die jungen Generationen, aber eben auch Feuerwehr, Bundeswehr und die Polizei. Diese Ausführungen boten eine gelungene Überleitung in den Beitrag Dr. Rummels in der neu erschienenen Publikation, in dem er auf die Ausbildung der Polizei eingeht. Hier schöpfte er aus seinen Erfahrungen im Landesarchiv Speyer und seiner dortigen Begleitung von Bachelorarbeiten von Polizeistudierenden, die über die NS-Zeit schrieben. Dies fördere die kritische Auseinandersetzung zukünftiger Polizist*innen mit der Vergangenheit und der Geschichte ihrer Institution. Außerdem gab er einen Einblick in seine weiteren Arbeiten, so arbeite er momentan an einem Workshop mit ausgebildeten Polizist*innen zum Umgang mit Rechtsextremismus und wie man diesem präventiv entgegenwirken kann und soll.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war das Podiumsgespräch zwischen Hans Berkessel und Peter E. Kalb über den ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess, bei dem Herr Kalb jüdische Opfer-Zeug*innen betreute. Zunächst führte Hans Berkessel in die Geschichte der Prozesse ein und schilderte, wie er und Peter E. Kalb sich kennenlernten. Bei der historischen Einordnung der Prozesse wurde klar, vor welchen Problematiken besonders der Initiator Fritz Bauer damals stand, bei der schieren Menge an Zeug*innen, der Suche nach unbelasteten Anwälten und der fehlenden zeithistorischen Forschung zur NS-Zeit. Anschließend stellte sich Peter E. Kalb vor und machte deutlich, welchen Bezug er als Opfer-Zeug*innen-Betreuer zu den Prozessen hatte. Außerdem ging er darauf ein, wie diese Aufgabe sein Leben veränderte und bis heute beeinflusse und beschäftige. Seine betreuenden Aufgaben reichten von Fahrdiensten zu organisatorischen Aufgaben, wie Planungen der Unterkünfte, Freizeitaktivitäten, bis hin zu einer Hochzeit. Dabei stand er immer in engem und auch freundschaftlichem Kontakt zu den Zeug*innen und viele konnten sich ihm gegenüber erstmals öffnen und über das Erlebte sprechen. Das Schlusswort dieses beeindruckenden Abends übernahm Silke Schneider, die nochmals auf das Engagement von Peter E. Kalb einging und die Bedeutung der neuen Publikation hervorhob.  

Hier gelangen Sie zur Leseprobe unseres dritten Bandes.

Hier können Sie das Infosheet herunterladen und hier das Buch bestellen.

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