Verfasser: Hans Berkessel
Das Kernthesen des Buches lauten: Die Gefahr, die von der AfD ausgeht, wird im öffentlichen Diskurs nicht abgebildet. Die Partei wird verharmlost, indem sie etwa als „rechtspopulistisch“ bezeichnet wird. Dabei hat sie sich längst zu einer rechtsextremen Partei entwickelt. Ihre Gewaltbereitschaft wird regelmäßig ausgespart. Zugleich erzielt sie hohe Zustimmungswerte, und Vertreter*innen demokratischer Parteien grenzen sich nicht genügend von ihr ab.
Auf der Basis langjähriger Recherchen am Deutschen Institut für Menschenrechte mit den Arbeitsschwerpunkten Rassismus und Rechtsextremismus zeigt der promovierte Jurist und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen Hendrik Cremer eine Entwicklung, die angesichts der deutschen Geschichte lange nicht für möglich gehalten wurde. Die Strategie der AfD droht aufzugehen, wenn sich der Umgang mit ihr nicht grundlegend wandelt. Das verständlich geschriebene Sachbuch, das sich ausdrücklich an ein breites Publikum richtet, ist ein fundierter Beitrag zur Aufklärung, um die Dimension des Angriffs auf die freiheitliche rechtsstaatliche Demokratie sichtbar und verständlich zu machen. Dabei setzt sich der Autor auf der Grundlage der menschenrechtlichen Bestimmungen des Grundgesetzes zunächst mit der Definition „rechtsextrem“ auseinander und ordnet die AfD auf der Grundlage der Partei- und Wahlprogramme, der öffentlichen Äußerungen ihrer gewählten Repräsentanten in Partei und Fraktion und im Blick auf die unübersehbare schrittweise Radikalisierung ein. Er analysiert die Strategie und die Taktiken der Partei, ihre Verflechtung mit anderen rechtsextremen Akteuren und Gruppieren, die professionelle Nutzung der digitalen Räume und – immer wieder – die Selbstinszenierung als „Opfer“ und ihre öffentliche Selbstverharmlosung. Gleichzeitig zeigt er das Versagen von demokratischen Parteien und (öffentlich-rechtlichen) Medien auf, die zur Verharmlosung der AfD beitragen, indem sie dieser Partei immer wieder eine öffentliche Bühne bieten, und oft eine klare Abgrenzung vermissen lassen. Er betont die zivilgesellschaftliche Verantwortung, die sich etwa in lokalen Bündnissen und Aktionen manifestieren könne. Schließlich mahnt er eine breite Aufklärungs- und kritische Präventionsarbeit im Bereich der Bildung an, um insbesondere junge Menschen zu befähigen, sich mit der menschenfeindlichen, national-völkischen Propaganda der AfD kritisch auseinandersetzen zu können. So lautet das klare Fazit des Buches: „Käme die AfD an die Macht, würde sie die Prinzipien der Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit abschaffen, wonach jede(r) über eigene Rechte verfügt. Niemand in diesem Land würde mehr sicher sein.“
Hendrik Cremer: Je länger wir schweigen, desto mehr Mut werden wir brauchen. Wie gefährlich die AfD wirklich ist. 240 S., geb. 22,00 €, Berlin Verlag 2024 (ISBN: 978-3-8270-1508-2)