Eine Frau zieht Männerkleider an, um Arbeit zu finden. So geschehen in Mainz, in den Jahren 1919 bis 1931. Zwölf Jahre lang fiel niemandem auf, dass der fürsorgliche Familienvater Joseph Einsmann in Wahrheit eine Frau war und Maria hieß.
Mit ihrer Freundin Helene Müller gab Maria Einsmann sich als Ehepaar aus und übernahm für deren Kinder auch die Vaterrolle. Nach der Enttarnung wurden die beiden Frauen wegen Kindesunterschiebung angeklagt.
Barbara Trottnow hat die außergewöhnliche Geschichte 1995 schon einmal mit einer Schauspielerin nacherzählt. Jetzt ergänzt sie die damals gedrehten Szenen mit Aussagen von Zeitzeuginnen, die Maria Einsmann gekannt haben. Und sie fragt, ob Frauen wirklich so weit gehen müssen, um gut bezahlte Arbeit finden und eigenständig leben zu können.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde Maria Einsmann in einer Munitionsfabrik entlassen. Zusammen mit ihrer Freundin Helene Müller ging sie nach Mainz, um neu anzufangen. In ihrem Gepäck befand sich
der Anzug ihres Mannes, den sie bezahlt und bei der Trennung mitgenommen hatte. Als die beiden Frauen dann in der Jackentasche auch noch seine Papiere fanden, kamen sie auf die Idee, dass Maria die
Identität von Joseph annimmt. So fand sie leichter Arbeit und eine Wohnung für die beiden.
Der Film erzählt die Geschichte dieser außergewöhnlichen Frau und fragt, warum das alles offenbar nötig war. Nach Kriegsende mussten die Frauen den heimkehrenden Männern die wenigen Arbeitsplätze überlassen.
Und Frauenarbeit wurde auch damals schon schlechter bezahlt. Die bürgerliche Fassade als Ehepaar mit zumindest einem Männerlohn erlaubte den beiden Frauen ein relativ sorgenfreies Leben. Nach der Enttarnung wurde ihnen überwiegend mit Hochachtung begegnet. Beinahe weltweit berichteten die Zeitungen über diese Sensation.
Anlass für den Filmstart ist der Equal Pay Day, der in diesem Jahr auf den 10. März fällt. Maria Einsmann hatte 1919 die Idee, als Mann zu arbeiten. Als Frau konnte sie keine Arbeit finden, und wenn doch, wäre diese schlechter bezahlt gewesen. Ausgefallene Ideen waren damals gefragt, sind es aber offenbar auch heute noch.
Der Equal Pay Day markiert symbolisch den geschlechtsspezifischen Entgeltunterschied, der aktuell in Deutschland 19 Prozent beträgt.
Frau Vater – Die Geschichte der Maria Einsmann from Barbara Trottnow on Vimeo.
© 2021
Länge: 29 Min.
DVD, Blu-ray, VOD, Stream, DCP
Der Film kann privat online als VOD für 2,99€ angesehen werden:
https://vimeo.com/ondemand/frauvater