„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen.“ Zu Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt in Deutschland

Es war ein beeindruckendes und zugleich berührendes Programm, das Roman Knižka und das Bläserensemble OPUS 45 am 23. Oktober 2022 in der Neuen Synagoge Mainz darboten.



„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“ – Ein Zitat des italienischen Schriftstellers und Holocaust-Überlebenden Primo Levi, bildete den Titel des Abends. Er war es, der 1986 davor warnte, im Gedenken und Erinnern an die Verbrechen des NS-Regimes nicht nachzulassen.

Dass Antisemitismus nicht mit dem Ende des NS-Regimes, mit der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Auschwitz nicht aus unserer Gesellschaft verschwunden ist, war wohl allen Besucher*innen im Synagogenzentrum bewusst. Doch das Programm, das schlaglichtartig einschneidende Ereignisse in der Entwicklung der extremen Rechten seit 1949 beleuchtete, führte dies den Zuhörer*innen auf eindrückliche Weise erneut vor Augen: Sei es die Schändung der Kölner Synagoge am 24. Dezember 1959, das Attentat auf Rudi Dutschke vom 11. April 1968, das Oktoberfestattentat am 26. September 1980, oder die rechtsextremen Terroranschläge des NSU. Der Vortrag harter Fakten, Stimmen von Politiker*innen, Täter*innen, aber auch von Opfern rechter Gewalt sowie das Zeugnis einer Neonazi-Aussteigerin werden immer wieder ergänzt durch einen musikalischen Kommentar, stellenweise auch Kontrapunkt.



So erklangen an diesem Abend Werke von Paul Hindemith, Pavel Haas und György Ligeti – drei Komponisten, die Opfer des nationalsozialistischen Gewaltregimes und der Shoah wurden.
Paul Hindemith erhielt als Verfasser sogenannter ‚entarteter Musik‘ bereits 1936 ein Aufführungsverbot. Nachdem er seinen Lehrauftrag an der Berliner Hochschule niedergelegt hatte, emigrierte er zunächst in die Schweiz, dann in die USA.
Pavel Haas galt als ein hochbegabter tschechischer Komponist. Als Jude wurde er 1941 nach Theresienstadt deportiert, wo er auf weitere Künstler*innen traf und einige seiner Kompositionen uraufgeführt wurden. Im Oktober 1944 wurde Pavel Haas nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
György Ligeti stammt aus einer jüdischen Familie. Sein Vater wurde im April 1945 im KZ Bergen-Belsen ermordet, sein jüngerer Bruder im März 1945 im KZ Mauthausen. Seine Mutter überlebte das KZ Auschwitz-Birkenau.



Der Abend machte einmal mehr deutlich, dass Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus bis heute in der Mitte unserer Gesellschaft präsent sind – der Einsatz gegen die extreme Rechte und für eine aktive Erinnerungskultur darf nicht enden!

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