Am 5. November 2022 fand im Haus des Erinnerns eine Präsentation des Forschungsprojektes „Rekonstruktion und Lokalisierung der privaten Kunstsammlung des Teppichhändlers Felix Ganz (1869–1944)“ statt. Dabei handelte es sich um eine Kooperationsveranstaltung mit dem Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und dem Deutschen Zentrum für Kulturgutverlust.
In einem Grußwort stellte die seit 2004 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz lehrende und forschende Professorin für Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit, Frau Professor Oy-Marra, die Hintergründe des Provenienz Projektes vor. Frau Nathalie Neumann, ist eine deutsch-französische Kunsthistorikerin, die internationale Studien- und Berufserfahrungen hat. Ab 2014 forschte und veröffentlichte sie zur Kunstsammlung von Julius Freund und Aspekten der Rückgabe von Raubkunst. Außerdem war sie von Juni 2016 bis November 2017 Mitglied des Gurlitt-Forschungsteams, gefolgt von einem Forschungsauftrag für die Kunstverwaltung des Bundes zum Restbestand CCP und seine Verwaltung von 1961 bis 2016. Auch sie hat – genau wie Frau Prof. Oy-Marra – Verbindungen zur Johannes Gutenberg-Universität Mainz, da sie derzeit dort als Wissenschaftliche Mitarbeiterin beschäftigt ist. Sie führte ausgiebig in das Provenienz Projektes ein und stellte dieses inhaltlich vor.
Das Projekt profitiert sowohl von den Recherchen des Urenkels Adam Ganz, der das Projekt maßgeblich unterstützt, als auch von den Ergebnissen des Provenienz Projektes, das in den Jahren 2017 bis 2019 im Landesmuseum Mainz realisiert wurde. Dort fanden sich verschiedene Möbelstücke und Kunstgegenstände aus dem Vorbesitz der Familie Felix Ganz‘. Das Forschungsprojekt beschäftigt sich vor allem damit, die Kunstsammlung des Mainzer Geschäftsmannes zu rekonstruieren, da von ihr fast jede Spur fehlt. Die Arbeit leistet darüber hinaus wichtige Erkenntnisse zu der assimilierten jüdischen Familie Ganz und schafft es so, die Erinnerungen an diese Familie wiederzugewinnen. So wurde die Netzwerkanalyse zur Familie Felix Ganz als Methode vorgestellt, die zentral ist, um den historischen Austausch von Informationen und/oder Objekten zu verstehen und zu rekonstruieren. Die Ergebnisse dieser Analyse zeigen die vielfältigen Verflechtungen der Familie in der Stadt Mainz.
Zunächst wurde die Methode der Netzwerkanalyse und die Personengruppen im privaten und öffentlichen Umfeld Felix Ganz vorgestellt. Anschließend wurde auf die verschiedenen Orte und anschließend auch Quellen verwiesen, die hilfreich sind, um die Kunstsammlung zu rekonstruieren. Beispielhaft wurden unterschiedliche Wege von Eigentum aufgezeigt und wie man diese nachvollziehen kann. Der Vortrag war sehr informativ und vor allem für Forschende hilfreich, um aufzuzeigen, wie viele verschiedene Quellenarten zu untersuchen sind, um einer Biografie näherzukommen und mit welchen Methoden gearbeitet werden kann. Es war sehr spannend zu sehen, welche Wege einzelne Objekte hinter sich haben und dass hinter jedem Gegenstand ein Stück Geschichte steckt. Wir bedanken uns dafür nochmal herzlich bei Frau Neumann und freuen uns in Zukunft noch mehr von ihr zu hören.