Seit nunmehr zehn Jahren erinnert eine Gedenkstele in der Altenauergasse 7–9 in der Mainzer Altstadt an die Ereignisse des 16. Mai 1940 in unserer Stadt sowie an die Verbrechen, die an Sinti und Roma begangen wurden. Die Initiative zur Errichtung dieser Stele geht auf die Mainzerin Hildegard Coester zurück.
„Am 16. Mai 1940 wurden die ersten familienweisen Deportationen durchgeführt. Landesweit wurden an diesem Tag über 2.500 Sinti und Roma deportiert. Was im gesamten Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz passierte, geschah auch hier vor Ort in Mainz. So wurden 107 Mainzer Sinti, darunter 61 Säuglinge, Kinder und Jugendliche, 46 Frauen und Männer deportiert…“, erinnerte die Leiterin unseres Hauses, Dr. Cornelia Dold, an den Anlass für diesen Gedenktag. Stefan Schirmer von FC Ente Bagdad, mit dem wir gemeinsam diese Gedenkveranstaltung organisierten, ergänzte: „Bei der Einweihung der Stele am 16. Mai 2013 sagte Hildegard Coester: „Wer die Augen vor der Vergangenheit schließt, wird blind für die Gegenwart“. Genau das ist der Grund für das Engagement des FC Ente Bagdad und des Hauses des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz. Durch die Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit wollen wir uns für ein von Vielfalt geprägtes Mainz einsetzen. So sollen Gedenkstelen wie diese nicht nur Orte des Gedenkens sein, sondern zugleich auch Mahnung – und letztlich ein Zeichen für gesellschaftliche Akzeptanz und Vielfalt setzen.“
Frau Hildegard Coester, auf deren Initiative die Gedenkstele 2013 errichtet worden war, sprach kurz über die Schwierigkeiten, die damit verbunden waren. Wie in den vergangenen Jahren, hatte sie auch dieses Jahr wieder elf weiße Rosen mitgebracht, die sinnbildlich für die elf Häuser in Mainz stehen, in denen die Mainzer Sinti bis zum 16. Mai 1940 gelebt hatten. Die Anschriften vorlesend, legten einige Besucher*innen die Rosen vor den Kränzen und Gestecken ab, die die Stadt Mainz, der Landesverband Deutscher Sinti und Roma Rheinland-Pfalz, die Stiftung „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz“ sowie der FC Ente Bagdad bereits vor dem Beginn der Veranstaltung niedergelegt hatten.
Marianne Grosse, Mainzer Bau- und Kulturdezernentin, schloss sich mit einer Rede an, in der sie die Geschichte der Sinti in Mainz umriss und die Bedeutung der Gedenkstele für die Stadt hervorhob. Jacques Delfeld Jr., Vorsitzender des Verbandes Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Rheinland-Pfalz, berichtete in seiner bewegenden Ansprache unter anderem über seine eigene Familiengeschichte und den von Ablehnung und rassistischen Motiven geprägten Umgang mit den Überlebenden, die in ihre Heimat zurückgekehrt waren. Bis heute seien die Ressentiments in der Gesellschaft zu spüren und es liege noch ein weiter Weg bis zur vollkommenen Akzeptanz der Sinti und Roma in der deutschen Gesellschaft vor uns.
Mit einem stillen Gedenken beschlossen die gut 20 Besucher*innen, unter denen sich neben den Redner*innen unter anderem auch Nino Haase, Oberbürgermeister der Stadt Mainz, Dr. Brian Huck, Ortsvorsteher Altstadt, Monika Fuhr, Antisemitismusbeauftragte und Dr. Franz-Josef Ratter, Vorsitzender der LAG, sowie die Gebrüder Georg aus der Mainzer Sinti-Community befanden, die Veranstaltung.