Zum Tod Alodia Witaszek-Napierałas

Am 16. Juni 2024 ist die Shoah-Überlebende Alodia Witaszek-Napierała im Alter von 86 Jahren in ihrer Heimatstatd Bydgoszcz in Polen gestorben. Sie war eines der sogenannten ‚geraubten Kinder‘ der Nationalsozialisten. Während des Zweiten Weltkriegs raubten die Nationalsozialisten tausende polnische Kinder, die wegen ihres ‚arischen‘ Aussehens zwangsweise ‚eingedeutscht‘ werden sollten. Die Kinder wurden ihren Familien entrissen, in Konzentrationslagern und Kinderheimen interniert und als Waisenkinder an deutsche Familien vermittelt.


© Stephan Dinges

Alodia Witaszek-Napierała wurde am 3. Januar 1938 in Poznań in Polen geboren und wuchs dort mit ihren fünf Geschwistern auf. Nach der Ermordung ihres Vaters und der Deportation ihrer Mutter nach Auschwitz wurde die damals erst fünfjährige Alodia zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Daria zur sogenannten ‚Germanisierung‘ verschleppt. Von der SS wurden die beiden Schwestern in das berüchtigte „Jugendverwahrlager Litzmannstadt“ gebracht. Als vermeintliches Waisenkind wurde sie dann aus einem „Lebensborn-Heim“ von einer deutschen Familie adoptiert. Nach Kriegsende suchte Alodias leibliche Mutter zwei Jahre lang nach ihrem verschleppten Kind. Erst 1947 kehrte Alodia nach Polen zurück. Es begann die schwierige Zeit des Wieder-Erlernens der Muttersprache und der Rückkehr in eine fast vergessene Familie.

Seit 2011 kam Alodia Witaszek-Napierała auf Einladung des Maximilian-Kolbe-Werks als Zeitzeugin in das Bistum Mainz. Im Jahr 2019 durften wir Alodia Witaszek-Napierała in unserem Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz begrüßen, damit sie vor zahlreichen Schüler*innen über ihr Leben berichten und so ihre Erinnerungen an die nächste Generation weitergeben konnte. 2022 wurde Alodia Witaszek-Napierała für ihr unermüdliches Engagement als Zeitzeugin durch den Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Wir sind sehr dankbar, dass wir Alodia Witaszek-Napierała kennenlernen durften – Wir werden sie und ihre Geschichte immer in Erinnerung halten.

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