Kathinka Zitz-Halein

geb. Kathinka Pauline Modesta Halein

4. November 1801–8. März 1877

Schriftstellerin und Demokratin aus Mainz

Foto: StAMz


Zeitlebens engagierte sich Kathinka Zitz-Halein in ihrer Geburtsstadt Mainz politisch wie literarisch. Geboren am 4. November 1801 am Mainzer Kirschgarten – also knapp neun Jahre nach Ausrufung der Mainzer Republik – wuchs sie zunächst gutbürgerlich im französisch geprägten Mainz auf und genoss wie ihr Bruder und ihre Schwester eine umfassende Bildung. Bereits mit 14 Jahren veröffentlichte sie erste Schriften, erhielt auch immer wieder Honorare für ihre Werke.

Während sich die politische Situation in Mainz durch die Beschlüsse des Wiener Kongress‘ grundlegend änderte und die Stadt 1816 dem Großherzogtum Hessen-Nassau zugeordnet wurde, verschlechterten sich die finanziellen Verhältnisse der Familie Halein. Kathinkas mehrjährige Verlobung mit dem Offizier Carl Wild wurde gelöst, 1825 verstarb dann ihre Mutter Anna, geborene Markowitzka. Kathinka nahm daraufhin zunächst eine Stelle als Erzieherin in Darmstadt an und leitete anschließend ein Erziehungsinstitut in Kaiserslautern, kehrte aber nach Mainz zurück, um ihre erkrankte Schwester bis zu deren Tod 1833 zu pflegen. Auch ihre 1837 geschlossene Ehe mit dem Mainzer Rechtsanwalt Dr. Franz Zitz, später Mitglied der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche, verlief unglücklich. Das Paar trennte sich zwar, Zitz-Halein willigte zunächst jedoch nicht in die Scheidung ein.

In den 1840er Jahren engagierte sich Zitz-Halein zunehmend politisch: So war sie beispielsweise 1849 Mitbegründerin des demokratischen Frauenvereins Humania, der Hilfe für Verwundete, politisch Verfolgte und geflohene Aufständische organisierte und schnell zur größten damaligen Frauenvereinigung anwuchs. 1850 wurde sie im Mainzer Hochverratsprozess mitangeklagt, jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Häufig verarbeitete sie ihre Erfahrungen auch literarisch und publizierte immer wieder in demokratischen Zeitungen und Zeitschriften. Zwar stellte Kathinka Zitz-Halein die traditionelle Geschlechterordnung nie infrage und forderte keine „radikale“ politische Gleichberechtigung. Durch ihre aktive Unterstützung der demokratischen Bewegung und ihr umfangreiches literarisches Schaffen stellt sie dennoch eine herausragende Persönlichkeit der Mainzer Revolutionszeit dar.

Sie starb am 8. März 1877 im Alter von 76 Jahren und hinterließ ein umfassendes literarisches Vermächtnis von über 30 Buchproduktionen sowie zahlreichen Übersetzungen und Beiträgen in Zeitschriften, Zeitungen und Sammelbänden: Kathinka Zitz-Halein gilt so bis heute als eine der produktivsten Schriftstellerinnen aus der Landeshauptstadt. Ihr Grab befindet sich auf dem Mainzer Hauptfriedhof und zeigt immer noch ihre selbstverfasste Grabinschrift:

Alle, die ihr mich hienieden
Oft gekränkt so tief und schwer,
Gönnt mir nun im Tode Frieden
Und verleumdet mich nicht mehr.
Freudlos machtet ihr mein Leben,
Kalt zertratet ihr mein Glück.
Meine Rache war Vergeben
Keinen Groll ließ ich zurück.


Der Frauenverein Humania

In der Revolution von 1848/49 gab es nicht nur männliche Aufstände, sondern auch Frauen, die die Ziele der Revolution verfolgten. Aus diesem Grund wurden in Deutschland eine Reihe von Frauenvereinen gegründet. Mit dem Concordia-Verein unter Therese Canton und dem Germania-Verein unter Katharina Betz gab es zwei Vereine, die in Mannheim, wo 1848 auch die ersten Märzforderungen gestellt wurden, praktizierten. Nachdem Kathinka Zitz-Halein Kontakt mit den Gründerinnen aufbaute, um Unterstützung für den Aufbau eines eigenen Vereins in Mainz zu erhalten, bekam sie die Statute der Frauenvereine und gründete gemeinsam mit Amalia Bamberger, der Mutter eines bedeutenden Revolutionärs, den Verein „Humania, Mainzer Frauenverein für vaterländische Interessen“.

Zu der Gründungsveranstaltung am 16. Mai 1849 wurden „die Frauen und Jungfrauen vom Mainz“ „zur Besprechung eines zu gründenden Frauen- und Jungfrauenvereins“ in das Mainzer Theatergebäude eingeladen. Hier hielt Kathinka Zitz-Halein eine Rede über bedeutende Frauen der Geschichte um dazu aufzurufen sich auch politisch zu engagieren. Dafür sollte der Verein politische Gefangene und Verfolgte unterstützen und durch die Revolution Verwundete versorgen. Dabei legte Zitz-Halein besonderen Wert auf die Einigkeit innerhalb des Vereins. Die Religion oder der Stand der Frauen sollten dabei keine Rolle spielen.

In der Satzung des Vereins wurde der ausschließlich wohltätige und friedliche Charakter festgelegt. Doch dieses Ideal wurde durch die Gründerin selbst gebrochen, die bereits auf der Gründungsversammlung dazu aufrief Schmuck und Wertgegenstände zu verkaufen, um mit diesen Mitteln Waffen zu kaufen.

Schließlich wurde Zitz-Halein zur Präsidentin und Bamberger zur Vizepräsidentin gewählt, die den Vorstand des bis zu 1.647 Mitglieder großen Vereins leiteten. Mit dieser großen Anzahl an Mitglieder kam Humania fast an den 2.000 Mitglieder starken Demokratischen Männerverein in Mainz ran. Zwischenzeitlich müssen sogar ca. neun Prozent aller Mainzerinnen Teil des Vereins gewesen sein.

Finanziert wurde der Frauenverein durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Benefizveranstaltungen und weiteren Einnahmequellen. Mit diesen Geldern wurden das „Streben für das rein Menschliche“ verfolgt. Daher wurden vor allem mittellose Frauen, Flüchtlinge auf der Durchreise und heimgekehrte Gefangene unterstützt. Zudem wurden auch Spenden ins Ausland an Inhaftierte geschickt. Insgesamt lag der Fokus besonders auf den Bedürfnissen von Frauen. So wurden Frauen, deren Ehemänner im Exil oder in Haft waren besonders unterstützt. Nachdem die Revolution jedoch vorüber war, beschränkten sich die Ziele vor allem auf die Hilfe für Gefangene.

Trotz des Aufrufs zur inneren Einigkeit und den Erfolgen, die der Verein machen konnte, verließen Zitz-Halein und Bamberg den Verein Mitte 1850 aufgrund von inneren Streitigkeiten. Ein Jahr später löste sich der Verein schließlich ganz auf, existierte somit aber immerhin ein Jahr länger als die Vorbilder aus Mannheim, die nach der Besetzung Mannheims durch preußische Truppen bereits am 26. Juni 1849 verboten wurden.


Literaturhinweise:

Özdemir, Derya: „Schwesterlicher Bund“ für „vaterländische Interessen“ – Das Projekt eines eigenen Frauenvereins, in: regionalgeschichte.net, <URL: https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/aufsaetze/oezdemir-derya/oezdemir-die-beschuetzerin-aller-demokraten-kathinka-zitz-1801-1877-und-die-revolution-von-184849/4-zum-schutze-des-vaterlandes-das-literarische-gesellschaftliche-und-politische-engagement-von-kathinka-zitz-in-der-revolution-von-184849/42-schwesterlicher-bund-fuer-vaterlaendische-interessen-das-projekt-eines-eigenen-frauenvereins/423-vereinsaktivitaeten.html > [aufgerufen am 29.03.2022].

Weickart, Eva: Biographie: Kathinka Zitz-Halein, in: Frauen.Biographieforschung, <URL: https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/kathinka-zitz-halein/ > [aufgerufen am 29.03.2022].

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