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Buchvorstellung: „Die Nazis nannten sie ,Asoziale‘ und ,Berufsverbrecher‘. Verfolgungsgeschichten im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik“

20 März, 18:30 - 20:00

Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte melden sich 20 Nachkommen der über 75 Jahre lang verleugneten KZ-Häftlinge in einem Sammelband zu Wort: „Die Nazis nannten sie ,Asoziale‘ und ,Berufsverbrecher‘. Verfolgungsgeschichten im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik“ (Campus). Die Autor*innen beschreiben darin die jeweilige Verfolgungsgeschichte ihrer Vorfahren, die mit dem grünen oder schwarzen Winkel in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern inhaftiert wurden. Die meisten von ihnen überlebten das NS-Regime nicht und wurden ermordet.

Alle Autor*innen sind Mitglieder im „Verband für das Erinnern an die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus – vevon“, der im Januar 2023 gegründet wurde. Durch diesen Verband und mithilfe dieser neuen Publikation soll diese Opfergruppe dem Vergessen entrissen werden und endlich mehr Beachtung finden.

So wird in diesem Buch neben historischen Hintergründen und der Verfolgungsgeschichte dieser Menschen im Nationalsozialismus auch die Nachkriegszeit beleuchtet. Jahrzehntelang waren die Menschen, die durch die Nationalsozialisten als soziale Außenseiter stigmatisiert, ausgegrenzt und verfolgt wurden, von jeder Anerkennung als Verfolgte des NS-Regimes ausgeschlossen. So wirkte das durch die NS-Propaganda geprägte Bild dieser Menschen auch nach 1945 noch lange weiter: Sie galten weiterhin als zu Recht von den Nationalsozialisten verfolgt. Die meisten Überlebenden dieser Opfergruppe schwiegen daher auch aus Scham lange Jahre über ihre Schicksale – auch in den eigenen Familien wurde oftmals nicht über die Zeit der Verfolgung durch die Nationalsozialisten gesprochen. Erst 2020 erkannte der Deutsche Bundestag diese Menschen als Opfer der NS-Diktatur an. Die Beiträge der Nachkommen zeigen so auch auf, wie die Traumatisierung der verleugneten Opfer zum Teil bis heute in den Familien fortwirkt.

 

Prof. Dr. Frank Nonnenmacher, emeritierter Professor für politische Bildung an der Frankfurter Goethe-Universität, ist der Herausgeber dieses Buches. Er hat bereits vor zehn Jahren eine Doppelbiografie zu seinem Vater Gustav verfasst, der für Hitlers Luftwaffe flog und später Bildhauer in Worms wurde, und dessen Bruder Ernst mit dem grünen Winkel der sogenannten ‚Berufsverbrecher‘, der in den Konzentrationslagern Flossenbürg und Sachsenhausen „durch Arbeit vernichtet“ werden sollte (Titel: „Du hattest es besser als ICH“).

Im jetzt neu erschienenen Sammelband wird die Verfolgungsgeschichte Ernst Nonnenmachers nicht von Frank Nonnenmacher, sondern von Eva Fischer erzählt. Ernst lebte nach der Befreiung in Mainz und brach verhältnismäßig früh sein Schweigen. Er fand in den 70er Jahren Verständnis und Anerkennung bei seinen Freunden im Mainzer „Unterhaus“. Er trat schon 1983 als Zeitzeuge in einer Schulklasse der damaligen Lehrerin Eva Fischer auf, die jetzt erstmals ihre entsprechenden Tondokumente der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Ergänzt werden die eindrücklichen Biografien durch ein Geleitwort von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und eine historische Einführung der Historikerin Julia Hörath. Frank Nonnenmacher beschreibt darüber hinaus die Gründe für die erinnerungspolitischen Versäumnisse von 1945 bis heute.

Frank Nonnenmacher stellt dieses Buch am 20. März 2024 um 18.30 Uhr im Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz in Mainz in der Flachsmarktstr. 36 vor.

 

Details

Datum:
20 März
Zeit:
18:30 - 20:00
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Veranstaltung-Tags:

Veranstaltungsort

Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz
Flachsmarktstraße 36
Mainz,
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